das ist ja mal eine gute Rubrik, unsere Anfänge aus DDR-Zeiten (Gott hab' sie selig) vorzustellen. Ich wurde damals von Roland "sozialisiert" und begann dann ab Mitte der 1980er Jahre mit meinen ersten Umbauten, die ich hier zur gefälligen Kenntnisnahme vorstellen möchte:
Mein erster "Umbau" - ein Kesselwagen, der einfach mittels Nitrolack umlackiert wurde (mit formidabler "Orangenhaut") und mit "Westreklame" versehen wurde. Hatte ich irgendwo in einem "Modelleisenbahner" gesehen und nachgebaut.
Drei mal abgesägt, und immer noch zu kurz. Damals musste viel gesägt und zusammen geklebt werden, und das war mein erster Versuch, einen O-Wagen zu kürzen. Die Schnitte sind deutlich zu sehen, und außerdem biegt sich der Wagen leicht nach oben.
Klappdeckelwagen mit einem Gehäuse, das einer aus unserem "Freundeskreis N" in Expoydharz abgegossen hat. Wurde einfach auf ein 2achsiges PIKO-Fahrgestell aufgesetzt.
Dasselbe Prinzip wurde beim Bau dieses Postwagen angewendet. Lackierung erfolgte mittels Alkydharzlack aus der praktischen 1kg-Dose.
Langsam tastete ich mich an meine ersten Lokumbauten heran. Die BR 118 war im Modell ca. 10 mm zu kurz, also musste man aus 2 Loks eine machen.
Darauf hin entstanden noch zwei weitere Modelle, die allerdings nie ihre Fahrtüchtigkeit unter Beweis stellen konnten. Ich hatte die Verlängerung der Ritzelwelle nicht so richtig hinbekommen. Optisch aber sahen diese Modelle schon ganz passabel aus.
Ein bisschen einfacher war es mit der 6-achsigen Ausführung der BR 118. Das Gehäuse in bewährter Weise aus zweien zusammen gesetzt und den Hut dann auf ein Fahrwerk einer NOHAB-Lok aufgesetzt.
Dann folgte mein erster Teil-Selbstbau, wo aus einer französischen Ellok eine E11/42 entstand. Die Anbauteile an den Drehgestellen waren damals noch ein bisschen "free-style".
Kurz vor der Wende erhielt ich von Harald Freudenreich einen Epoxydabguss eines Gehäuses für eine BR 250, die längenmäßig auf ein Fahrgestell der 6-achsigen sowjetischen Ellok von PIKO passte. Die Qualität ist schon erheblich angestiegen, aber dann kam die Wende, und damit entfiel die Notwendigkeit, DDR-Reichsbahnloks selber bauen zu müssen.
da kann ich auch einiges beisteuern. Angefangen habe ich mit Umbauten bereits 1968, da wurde aus einer BR 65 eine 01 gebaut, natürlich mit zu kleinen Rädern und sie lief nicht gut, entgleiste in den Gleisbögen. Ich hatte den Motor in den Öltender eingesetzt und über eine Feder die Lok angetrieben. Da der Tender Drehgestelle hatte, stand er nicht allzu stabil im Gleis. Beim anfahren neigte er sich zur Seite und im Gleisbogen flog entweder die Feder weg oder der Tender entgleiste. Diese Lok lebte nicht allzu lange und wurde zugunsten einer BR 78 zerlegt. Diese ist ca. 1970 entstanden. Dann wurde ich erst einmal zu VEB Landesverteitigung eingezogen, damit ruhte der Modellbau. Nach meiner Freilassung ging es sofort an den Bau einer BR 80, hatte ich doch von einem Soldaten eine defekte BR 55 bekommen, die dafür Verwendung fand. Das ursprüngliche Gehäuse ist allerdings nicht mehr vorhanden, es wurde später gegen ein gekürztes Arnold-Gehäuse getauscht. Die Räder sind die Tender-Räder der BR 55, Steuerung ist von der 55, natürlich auch der Motor. Die letzte Achse wird durch seitlich an der Innenseite der Räder angebrachte Uhrenzahnräder angetrieben, da über dieser Achse der Motor ist und kein Zahnrad mittig gepasst hätte. Nach diesem Erfolgserlebnis erfolgte der Bau einiger Güterwagen. Von dem bereits genannte Soldaten hatte ich auch paar angerissene Dosen Revellfarbe bekommen, so dass ich nicht wie Thomas auf 1000-Gramm-Farbdosen zurück greifen brauchte. Ein Italiener mit Blechdeckel ergab einen Klappdeckelwagen. Mit diesen Wagen wurden wir während der Armee von Bad Düben nach Cottbus gekarrt, aber nicht etwa auf dem kürzesten Weg, sondern Richtung Norden erst einmal um Berlin herum nach Frankfurt und dann über weiter Klitschen nach Cottbus. Alles zur Tarnung, damit der Klassenfeind unser Ziel nicht erkennt. Der hat richtig Arbeit gemacht. Da hatte ich dann schon kleine Bohrer von einem Uhrmacher bekommen, um die Wände aufzubohren. Dieser Maschienenkühlwagen entstand aus 2 Kühlwagen nach Vorlage des H0-Modells. Die Farbe stammte diemal von Berliner-TT-Bahnen.
Da wir alles an Loks kauften, was wir bekommen konnten, waren in meinem Bestand einige NOHAB-Loks, die nun aber gar nicht so richtig zur DR passen wollten. Also wurden sie geopfert, um andere Loks daraus zu bauen. Als erstes wurde eine sechsachsige V180 gebaut. Für die Y-Wagen fehlte aber immer noch eine Schnellzuglok. Also wurde die erste 132 auf eines der nächsten NOHAB-Fahrgestelle gebaut. Diese entstand dann im damaligen Verein "Freundeskreis N" noch mehrmals. Elloks fehlten noch und nach ausgiebigen Recherchen im E-Lok-Archiv fiel die Entscheidung, weitere NOHAB-Loks zu opfern. Es entstanden die 250 und die 254 . Wobei die 250 auch im Modelleisenbahner vorgestellt wurde und die 254 die erste Lok mit Giesharz-Teilen war. Die Drehgestellblenden waren aus Hobbyplast gegossen. Im Modelleisenbahner wurde dann auch eine Bauanleitung einer BR 110 veröffentlicht, welche ich natürlich nachbauen wollte. Nur mein Nachbau war ein Fehlschlag, die Lok lief nicht. Also wurde wieder eine NOHAB geschlachtet, bei ihren wurden die Drehgestelle um eine Achslänge gekürzt, der Motor etwas verkleinert und dann lief sie auch.
Irgenwie kam man mit der Zeit auch zu Kontakten mit Modellbahnern aus dem Westen. Ich hatte das Glück einen fairen Tauschpartner zu finden, welcher Lok gegen Lok und Wagen gegen Wagen tauschte. Auch ging er öfters auf Börsen und kaufte für mich Schrottwagen, welche er mir dann zukommen ließ. Auf ein Fahrgestell einer Minitrix BR 212 entstand so eine BR 107. Das Gehäuse entstand aus einem TT-Gehäuse, welches mehrfach zersägt und wieder zusammen gefügt wurde. Auch entstanden zahlreiche Varinaten der 118 durch Verlängerung der Pikoloks. Die Beschriftungen stammten von der AG "Saxonia" in Dresden, welche fotografische Anschriften mit Wunschloknummern anfertigte.
Der Schnellzugwagenpark war auch etwas dürftig. Da mein Tauschfreund mir da verschiedenen Wagen geschickt hatte, entstanden daraus neue Reichsbahnwagen. Ich war bestimmt einer der ersten, welche einen Halberstädter besaßen. Dieser entstand aus einem Fleischmannwagen der Dänischen Staatsbahn. Als weiterer Wagen entstand aus einem DB-Wagen ein Modernisierungswagen. Ursprünglich hatte er Drehgetselle des Piko-Doppelstockwagens, welche aber nach der Wende gegen welche von Trix ausgetauscht wurden. Für den Bau von Rekowagen hatte ich mehrere verkürzte DB-Wagen zur Verfügung. Deren Minden-Deutz-Drehgestelle wurden nach der Wende durch preussische Regeldrehgestelle ersetzt, so wie die ersten Rekos liefen. Und ein Speisewagen musste auch noch dazu, er entstand ebenfalls aus einem verkürzten DB-Wagen. Die Beschriftung kam aber erst etwa 1990 hergestellt von H.Freudenreich auf den Wagen.
Etwa 1988 fing Harald Freudenreich mit der Ätzerei an. Die erste Platiner, welche er herstellte, war ein kleiner preussischer Personenwagen, wie es ihn von Arnold und später auch von Fleischmann gab/gibt. Da mussten die Fenster noch ausgefeilt werden. Davon habe ich mir auch zwei Stück gebaut.
Da es im Verein kaum Leute gab, welche das richtige Werkzeug hatten, diese kleinen Fenster auszufeilen, entschlossen Harald Freudenreich und ich, den nächsten Wagen nur einmal aus Messing zu bauen und ihn dann abzugiesen. So entstand dann der erste Personenzug-Gepäckwagen für die Freunde der Nenngröße N in der DDR.
Gruß Roland
[ Editiert von Moderator drengtas am 26.06.12 23:17 ]
Zitat - Thomas Kunze: Kurz vor der Wende erhielt ich von Harald Freudenreich einen Epoxydabguss eines Gehäuses für eine BR 250, die längenmäßig auf ein Fahrgestell der 6-achsigen sowjetischen Ellok von PIKO passte. Die Qualität ist schon erheblich angestiegen, aber dann kam die Wende, und damit entfiel die Notwendigkeit, DDR-Reichsbahnloks selber bauen zu müssen. Ende Zitat - Thomas Kunze.
Hallo Thomas,
was ist das denn für ein Abguss, wer ist Harald Freudenreich? Habe noch nie von Ihm gehört. Das Gehäuse sieht für DDR-Kleinserie in der Tat sehr gut aus.
Wenn mich nicht alles täuscht, war er Mitglied in unserem DMV-Verein "Freundeskreis N" zu DDR-Zeiten. Roland müsste ihn auch kennen. Den Resinabguss habe ich damals als junger Spund geschenkt bekommen. Er hatte wohl ein paar Gussfehler. Mir war's recht, so konnte ich meinen ersten Gehäuseselbstbau durchführen.
wurde bei der "langen" BR118 lediglich 2 Gehäuse entsprechend asymmetrisch zersägt und dann einfach zusammengeklebt ? Mit was hat man das dann seinerzeit geklebt? Ich finde auch in den alten Modelleisenbahnerjahrgängen keine Infos zu einem solchen Umbau.
Ich erinnere mich an Polystyrol-Kleber in einer Alu-Tube - blau beschriftet, den gab es für Flugzeugmodelle zu kaufen. Was hat man seinerzeit denn als Spachtelmasse hergenommen ? Ich erinnere mich noch grob, das es eine braune Pampe gab, bei der ein öliges Bindemittel immer austrat ...